„Bis zur Hauptlese geht jede der durchschnittlich 25.000 Trauben bis zu 4mal durch meine Hände, das sind insgesamt bis zu 100.000 Kontakte.“
Minimalinvasiver Weinbau
Maximaler Freiraum für Rebe und Natur
Der grundkonzeptionelle Gedanke besteht darin, aufgrund der aktuellen Daten- und Studienlage in allen Bereichen und Techniken des Weinbaus möglichst wenig in das lokale Biom einzugreifen (s.o., vgl. Olivenanbau). Hieraus ergibt sich eine im Sinne der Nachhaltigkeit optimierte Gesundheit und Standdauer der Rebstöcke einerseits. Andererseits wird der Natur u.a. bei minimalem CO2-Imprint ohne Verwendung fossiler Brennstoffe größtmöglicher Freiraum belassen.
„Integraler Bestandteil dieses Konzeptes der händischen Arbeit ist es auch, den Reben, den Olivenhainen, den Tieren wie auch dem Menschen in dieser natürlichen Umgebung Ruhe zu gewähren.“
Zu den diversen Arbeitsschritten zählen u. a. der Rebschnitt, Ausheben des Rebholzes, Grünarbeit mit Triebreduktion, Einschlaufen der Triebe, Entblätterung der Traubenzone, Traubenhalbieren, Zurückschlaufen der Triebspitzen in den Drahtrahmen und die Vorlese (s.o.).
"Im Zuge der Pflege der 1300 Rebstöcke stehe ich jährlich 8 bis 10 mal an jeder Pflanze und bin somit ca. 10.000 mal p.a. in individuellem Kontakt.“
Rebschnitt
- durch den konventionellen Rebschnitt mit großen Wunden entstehen bis tief in den Stamm reichende Trocknungskeile von Totholz, die infektionsgefährdet sind
- typischerweise erfolgt eine Kolonisation mit vermorschenden Pilzen, die als ESCA-Syndrom bis zum apoplektischen Absterben des Rebstocks binnen weniger Stunden führen können, eine auch im Rahmen des Klimawandels immer raumgreifendere Problematik
- desweiteren führt die mit der konventionellen Schnitttechnik einhergehende Verkahlung der Rebköpfe zur Rarefizierung und Engstellung der Saftflußbahnen und zwingen die Pflanze jährlich zur Ausbildung kleinkalibriger Umgehungskreisläufe
„Die Gesundheit der Rebe beginnt nicht erst in der Laubwand, sondern an Wurzel und Stock. Beim jährlichen Erziehungsschnitt kommt der korrekten Positionierung des Zapfens und Orientierung der beiden basalen Augen absolute Priorität vor anderweitigen Erwägungen zu.“
Qualität
- Rebschnitt-Technisches Diplom der Uni Bordeaux, Training u.a. im Chateau d`Yquem, Haut-Bailly etc.
- komplette Handarbeit
- Verwendung kohlenstoffreicher und hierdurch extrem scharfer japanischer Bara-Tsukuri-Scheren, die ein sehr sauberes, planes Schnittbild erzeugen
- durch den physiologischen Schnitt pro Stock entstehen durchschnittlich 4 sehr kleine Wunden an der Oberseite der Ramifikationen
- diese weisen kaum infektionsgefährdete, schnell durch Trocknung abheilende Oberflächen auf
Neue Architektur des Rebstocks mit Guyot-Double Ramifikationen und zentralem Cordon
- Anheben der Traubenzone auf 1 Meter Höhe
- folglich größere Distanz zu den Erreger-Reservoiren Boden und Oberkopfbereich
- geringere bodenseitige Strahlungswärme
- Umerziehung der Rebstöcke auf eine kontrollierte Ramifikation in einem 2-Arm-Zapfen/Strecker-System (Guyot-Double)
- hierzu initiale Positionierung zweier geeigneter Zapfen unter und parallel zur Drahtanlage
- sowie Orientierung des ersten und zweiten Auges dieser Zapfen im Lot zur Drahtanlage
- das untere Auge wird im Folgejahr der neue Zapfen, das obere die neue Fruchtrute
- so daß systematisch beim weiteren jährlichen Rebschnitt Zapfen und die beiden basalen Augen stets sauber lotrecht positioniert und orientiert zur Drahtanlage ausgerichtet bleiben
- folglich minimales Rebschnitt-Trauma mit 4 kleinen, nicht infektionsanfälligen Wundflächen an der Oberseite der jeweiligen Ramifikation
- keine Trocknungskeile
- keine Ausbildung eines verkahlten Kopfes
- maximaler, seitengleich ausgewogener und nicht kompromittierter physiologischer Saftfluss
- für den Rebstock insgesamt verbesserte Infektabwehr, gleichmäßigere Blüte bei ausgewogener Stockbelastung in die beiden Ramifikationen hinein
„Der im verkahlten Kopfbereich (s.u.) durch Engstellen und Umgehungskreisläufe kompromittierte Saftfluß wird durch den "physiologischen" Rebschnitt durch eine unbeeinträchtige und kräftige Versorgung ersetzt - von der Wurzel bis zu den Triebspitzen.“
Stammsanierung und Rejuvenation des Rebstocks per „Phyto-Chirurgie“
- konsequente Eröffnung der Rebstöcke und Entfernung von Totholz und weißem Zunder (ESCA) aus verkahlten Köpfen und Trocknungskeilen der Stämme mit Carvingsäge und Kugelfräse
- folglich Gesundung des Rebstocks durch Abheilen der chronischen Wunde in der Übergangszone zwischen infiziertem Material und gesundem Gewebe durch oberflächliche Eintrocknung
- Entlastung des Rebstocks vom immunologischen Dauerstress der großflächigen Abwehrreaktion gegen die invasiven Totholz-Pilze
- nach Abheilung haben die Rebstöcke eine quasi uneingeschränkte Lebenszeit
- Aufwand 10 bis 15 min/Rebstock
„Die besondere Qualität und Berechtigung des „physiologischem Rebschnitts “und der „Phytochirurgie “zeigen sich auch in der neuen Ästhetik der behandelten Stöcke, deren gesunder meandernder Wuchs sie wieder als Lianenpflanze erkennbar macht.“
Qualitätsoptimierung durch Entblätterungsmaßnahmen
- Freistellen der Traubenzone im Stadium Schrotkorngröße durch Entfernung basaler Blätter
- unter Erhaltung, maximal Teilentfernung des den Trauben gegenüberliegenden und für deren optimale Primärversorgung wichtigen 3. und 4. Blattes
- bessere Durchlüftung mit Reduktion des Infektionsdrucks durch schnellere Abtrocknung
- erhöhter Lichtgenuss mit strahlungsbedingter Verdickung der qualitätsbestimmenden Traubenschalen
- Erhöhung des Farbindexes und des Extraktwertes
- Vermeidung einer Geiztriebbildung
Qualitätsoptimierung durch Traubenhalbierung
- strenge Ertragsregulierung (Beerenstadium Traubenschluss) durch Entfernung der unteren 1/2 bis 2/3 der Traube
- hohe Extraktanreicherung und Aromendichte im verbleibenden Anteil
- zudem Infektionsschutz durch Lockerbeerigkeit mit besserer Durchlüftung und schneller Abtrocknung
- die durch diese Reduktionsmaßnahme anfallende Traubenmasse von bis zu 2 Tonnen Gewicht wird in den Unterstockbereich abgeworfen
- hierdurch wird sie wieder dem Nährstoffkreislauf des Rebstocks zugeführt, weniger der Rebgasse
Qualitätsoptimierung durch Schlaufen statt Gipfeln
- kein übliches maschinelles Gipfeln/Abschneiden der bis zu 10 Triebspitzen, die stattdessen von Hand in den Drahtrahmen zurückgeschlauft werden
- kein Phytoschock
- natürlich reguliertes, stressfreies, ruhiges und selbstlimitierendes Triebwachstum
- keine Substrat-Konkurrenz zwischen unzeitgemäßem Neuaustrieb (Geiztriebe) und Trauben
- folglich erhöhte Konzentrationen an hefeverwertbarem Stickstoff und Mineralien in den Beeren
- frühe Veraison als physiologische, jahreszeitentypische und natürliche Reifung und Alterung der Reben
“Durch vorgenannte Maßnahmen resultieren dichte, sortentypische Extraktweine hoher Qualität.“
Lese
- Erster Selektionsdurchgang nach Farbumschlag mit Entfernung aller entwicklungsverzögerten, ungefärbten Traubenbestandteile
- Zweiter Durchgang am Tag vor der Hauptlese mit hochselektiver Entfernung untauglicher, kontaminierter Beeren
- akkurate händische Hauptlese in kleine Kisten zu 10 kg Gewicht
- hierdurch Vermeidung von druckbedingten Beerenschäden und Mostbildung im Sammelbehältnis, die zur frühzeitigen Oxidation und Entwicklung von Fehltönen im Lesegut führen können
Inertisierung und Stampfen
- Überdeckung und Kühlung des Lesegutes mit Inert-Gas (Argon) und Deckelverschluss im Feld
- hierdurch Vermeidung oxidativer Prozesse im Feld
- zügiger Weitertransport zum Weingut und zeitnahes Starten des Pressvorgang
- Stampfen der Trauben - ethymologisch lateinisch „calcare”, zu deutsch „keltern” - ist eine althergebrachte Pressmethode
- Weißburgunder und Silvaner werden bereits im Feld gestampft
- es resultiert eine schonendere Verarbeitung auf der Presse, die mit geringerer Trubbildung durch Scherkräfte einerseits und bereits im Feld einsetzender Erweichung der Schalen durch Pectin-Freisetzung für bessere Pressbarkeit andererseits einhergeht
- die Traubenkerne bleiben intakt und können keine Bitterstoffe abgeben
- Grau- und Spätburgunder werden vor Beschickung der Presse im Weingut gestampft
Pflanzenschutz
- abiotisch durch Minderung des Infektionsdrucks per Entblätterung, Traubenhalbierung, lichte und niedrige Laubwandgestaltung
- händisches Auslesen infizierter Blätter oder Blattteile
- biotisch durch gezielte Ausbringung der Spritzmittel in die Laubwand mit Akku-getriebener Rückentragespritze mit regulierbarem Handgebläse
- durch Verwendung von Injektordüsen keine Verfrachtung des Spritzmittelnebels in die Umgebung
- Indikationsstellung anhand der internetbasierten VITIMETEO-Plattform, die mittels regionaler Agrarmeteorologischer Wetterstationen und des lokalen Stationsnetzes weinbaurelevante Prognosen bzgl. Krankheitsgeschehen und Schädlingsentwicklung berechnet
- nach Möglichkeit ohne jedwede Anwendung (2020, 2023)
- ausschließlich prophylaktische Verwendung von Milch (echter Mehltau) und rein biologischen Pflanzenhilfsmitteln (falscher Mehltau)
- hierbei kommen Kräuterextrakte zur Anwendung, keine üblichen Herbizide oder Pestizide
- die 48 Stunden vor dem zu erwartendem Infektionsereignis präventiv applizierten Kräuter primen als Elicitoren die Rebe derart, daß diese im Sinne einer induzierten Resistenz schneller auf die Krankheitserreger reagieren und die pflanzeneigenen Mechanismen zur Immunabwehr aktivieren
- keine Anwendung chemisch-synthetischen Pflanzenschutzes
- keine Anwendung von Schwefel * (u.a. Raubmilbenschädlich)
- keine Anwendung von Kupfersulfat * (Schwermetallintoxikation des Bodens, Schädigung des Mikrobioms, keine Regenwürmer, insbesondere auch schädlich für Wildbienen)
Risiko: bei widrigen Witterungsverhältnissen mit hohem Infektionsdruck kein qualitatives Lesegut oder Totalverlust
* beide Substanzen sind für ökologischen und biodynamischen Weinbau bis zu einer Aufwandsmenge von 3 kg/ha p.a. Kupfersulfat zugelassen und kommen gegen den Echten und Falschen Mehltau zur Anwendung
Bodenamelioration und Düngung
- keine großmaschinelle Bodenbearbeitung, somit keine Versiegelungshorizonte durch Kompression
- kein Mulchen
- Verwendung des Freischneiders zum selektiven Grasschnitt
- Ausbildung einer humösen Deckschicht
- mikrobiologische Anreicherung und Diversifizierung des Bodens
- förderliche Ausbreitung natürlich vorkommender, standortangepassster Trockenpflanzen
- keine Gefährdung der Insekten/Kleintiere
- organische Düngung mit Schafswollpellets
- selektiv direkt am Rebstock ohne Einbeziehung des weiteren Unterstockbereiches oder der Rebgasse
- Mykorrhizierung der angebohrten Rebstockwurzeln mit Pilzgeflechtgranulat
- Unterstützung des Boden-Mikrobioms und der Aeration durch Ausbringung von ca. 1500 Regenwürmern/10 ar
Bewässerung
- sofern erforderlich Anlage von Pflanzlöchern an die jeweilige Rebstockwurzel mit einem Erdbohrer zu 4cm Durchmesser
- dann selektive Bedarfs-Wässerung des einzelnen Rebstocks durch Schlauchirrigation
- folglich nur minimaler Wasserverlust aufgrund von Verdunstung oder unnötiger Bewässerung in den Unterstockbereich
- per pumpenfreiem Falldruck aus vier Zisternen zu je 8000 Litern
Drahtanlagen
- komplett erneuerte Installation aus Corten-Edelrostpfählen und Drähten
- optisch unauffällige Passung in die Umgebung
- tiefere Korrosion wird durch die oberflächliche Sperrschicht verhindert
- kein Eintrag von Metall in den Boden (vgl. Zink-Pfähle: 1,5kg/ha)